Endre Kabos
Endre Kabos
ungarischer Fechter, sechsfacher Europameister, dreifacher Olympiasieger
Der in Großwardein (Oradea; heute in Rumänien) geborene Endre Kabos begann während der Mittelschule nach langer elterlicher Überredung zu fechten. Sein Meister war Italo Santelli. Ab 1926 war er Fechter des Fecht- und Athletik Clubs (VAC), und ab 1930 Mitglied des István-Tisza- Fechtclubs. Seinen ersten bedeutenden Wettkampf gewann er im Jahre 1928, und ab 1934 nahm er an den Wettbewerben als Fechter des Neupester Turnvereins (UTE) teil. Als Mitglied der ungarischen Nationalmannschaft erwarb er den olympischen Meistertitel 1932 in Los Angeles und 1936 in Berlin. Im Einzelkampf erhielt er 1932 die Bronzemedallie, während er im Jahre 1936 Olympiasieger wurde. Da Kabos aus dem Komitat Bihar stammte, wurde er von der Komitatsführung aufgefordert, zum Andenken an seinen Olympiatitel, einen Gedenkbaum zu pflanzen. Der Fechter pflanzte die von der berliner Olympiade nach Hause gebrachte Gedenkseiche in Berettyóújfalu an, die bis heute unter Schutz steht. Im Laufe seiner Karriere erwarb Kabos sechs Europa-Meistertitel, zwei von denen im Einzelkampf.
Mit dem Näherkommen der Kriegsjahre hörte er mit dem turniermäßigen Sport auf, da er infolge der Segregationsgesetze nicht mehr auf die Fechtbahn treten durfte. Im Jahre 1944 wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung zum Arbeitsdienst einberufen. Der Lastwagen, in dem er transportiert wurde, befand sich gerade auf der Margarethenbrücke, als diese explodierte. Im Jahre 1986 wurde er in die Ruhmeshalle jüdischer Sportler (IJSHOF) aufgenommen. Zoltán Syposs, Fachjourmalist in jener Zeit, gedachte seiner folgenderweise: “Er war ein bescheidener, stiller Mensch, ein freundliches und intellektuelles Wesen. Allerdings soll er auch Scherz und lautes Lachen gemocht haben – vielleicht kannte man ihn besser. Seine Geschichten und kleineren Beobachtungen trug er oft und heiter vor – wie ich mich erinnere, war an seinem feinen, verschleierten und dennoch funkelnden Humor irgendein nicht gesagter Schmerz, eine Art stille Melankolie zu fühlen.”
Die Margarethenbrücke
Die Budapester Margarethenbrücke wurde als zweite ständige Brücke nach den Plänen des französischen Ingenieurs Ernest Goüin zwischen 1872 und 1876 (zwei Jahrzehnte nach der Kettenbrücke) erbaut. Sie überspannt die zwei Donau-Arme der Margaretheninsel durch je 3 Bögen, die Richtung Brückenmitte leicht steigen. Zwischen 1935-37 wurde die Brücke nach den Entwürfen von Győző Mihailich nach Süden verbreitert. Die schreckliche Tragödie war derzeit noch von keinem geahnt: am 4. November 1944 wurden die drei Pfeiler zur Pester Seite von der Deutschen Wehrmacht beim Spitzenverkehr am Nachmittag in die Luft gejagt. Die Ausgabe vom 6. November des Blattes Pesti Hírlap schrieb folgenderweise über die Tragödie: “Auf der Margarethenbrücke geschah am Samstag während den Bauarbeiten ein Explosionsunglück, vermutlich wegen eines Lecks in der Gasleitung. Es wurden dabei leider auch Menschen getötet. Der Verkehr auf der Brücke wurde unterbrochen, die offizielle Untersuchung ist im Gange.” Bei der Untersuchung der unerwarteten Explosion stellte sich heraus, dass die Pioniere der 6. deutschen Armee an der Vorbereitung der Brückensprengung gearbeitet hatten. Die Sprengladungen, in die sie nun die Sprengköpfe einbauen wollten, waren nämlich schon früher von ihnen an den Gewölbekappen der Brücke befestigt worden. Vierzig Pioniere kamen beim Unfall ums Leben, und etwa hundert ungarische Staatsbürger waren ertrunken. Als unmittelbare Unfallsursache wurde ein Schaden in der durch die Brücke laufenden Gasleitung bezeichnet, wobei das austretende Gas von einer glühenden Zigarette entflammt sein, und den Sprengkopf zur Explosion gebracht haben sollte. Die Brückenteile Richtung Buda wurden am 18. Januar 1945 vernichtet. Nach dem Krieg wurde die Margarethenbrücke bis zum Sommer 1948 auf Stahlbögen neu erbaut. Im Jahre 1978 führte man wegen voranschreitender Amortisierung der Brücke Rekonstruktionsarbeiten durch, und 2009 hat man sich für die vollkommene Renovierung entschieden. Die vollständige Übergabe der Brücke fand im Juni 2011 statt.