Sandor Ferenczi

Sandor Ferenczi

Sandor Ferenczi

Der ungarische Arzt und Psychoanalytiker wurde am 7. Juli 1873 in Miskolc als Kind von Rosa Eibenschütz und Baruch Fraenkel geboren. Später hatte er seinen polnisch-jüdischen Familiennamen auf Ferenczi ungarisiert. Er und Sigmund Freud waren Kollegen und vertraute Freunde. Ferenczi war der Begründer der ungarischen psychoanalytischen Schule.

Sein Vater nahm im Freiheitskampf von 1848 Teil.

Seine Laufbahn erlangte große Bedeutung, nachdem er sich mit Patienten beschäftigte, die von anderen Therapeuten schon aufgegeben wurden. Dabei widersetzte er sich letztendlich der klassischen analytischen Methode seines Freundes Freud und entwickelte mit Otto Rank gemeinsam die sog. „Hier-und-Jetzt-Therapie”, die später von Carl Rogers unter dem Namen „Gestalttherapie” weiterentwickelt wurde. Ferenczi war zwischen 1918 und 1919 Vorsitzender der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV).

Im Gegensatz zu Freud trat er für eine aktivere und emphatischere Rolle des Analytikers ein. Er wandte auch Verhaltenstherapie an, was derzeit als sehr selten galt. Eine seiner Patienten, eine Opernsängerin, wurde zum Beispiel während der Therapie zum Singen aufgefordert, um ihre Ängste zu bewältigen.

Empathische Analyse und humanistische Psychologie

Ferenczi glaubte an eine entsprechende empathische Reaktion des Therapeuten auf die persönlichen Erlebnisse der Patienten. Anstatt seine Klienten bloß anzuhören und sie zu freien Assoziationen anzueifern, war es seiner Meinung nach vorteilhaft, als Therapeut seine eigenen Erlebnisse mitzuteilen, falls sie mit denen seiner Patienten in Verbindung zu bringen sind. Diese Methode, die als ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Psychotherapie galt, stand in scharfem Gegensatz zu Freuds Methode, in welcher der Therapeut eine vollkommen neutrale Rolle einnimmt. Ernest Jones, Freuds Biograph, bezeichnete Ferenczi als „geisteskrank” – ohne zu berücksichtigen, dass der Psychoanalytiker an damals noch unheilbarer perniziöser Anämie litt, welche unter anderem Depression, Verwirrung und Gedächtnisstörungen verursacht. Trotz seiner schweren Krankheit stellte Ferenczi am 12. internationalen psychoanalytischen Kongress in Wiesbaden sein berühmtestes Werk Kinderanalyse der Erwachsenen vor. Weniger als ein Jahr später starb er in Budapest am 22. Mai 1933.