Theodor Herzl

Theodor Herzl

Theodor Herzl
Schriftsteller, Begründer der zionistischen Bewegung, geistiger Vater des Staates Israel

Herzl wurde in Budapest geboren. Sein Geburtshaus ist an der Stelle gestanden, wo sich heute das jüdische Museum auf der Anlage der Synagoge in der Dohány Str. befindet. Er wuchs in einem für die ungarischen Israeliten typischen, der modernen Religionsrichtung entsprechenden, neolog gesinnten Milieu auf. Er besuchte das Evangelisch-lutherische Gymnasium in Budapest, wo ihn die dort vermittelte Mentalität bzw. das übersteigerte Nationalgefühl tief beeindruckt hatte. Im Jahre 1878 zog er mitsamt der Familie nach Wien um, wo er Jura und Journalismus studierte. Er wurde bei der einflussreichen, liberalen Wiener Zeitung, der Neuen Freien Presse Journalist.

Dem Antisemitismus war er erstmals an der Wiener Universität begegnet – tatsächlich wurde er mit diesem Phänomen jedoch in Paris beim Dreyfus-Prozess (dem Fall eines französisch-jüdischen Offiziers wegen angeblichen Landesverrats im Jahre 1894) konfrontiert. Als Reporter war Herzl selbst Zeuge gewesen, als die wütende Menge das Urteil mit dem Aufschrei „Tod den Juden!” empfangen hatte. Dadurch angeregt ist sein Drama Das Ghetto (1894) entstanden, wo erörtert wird, dass die Assimilation oder das Konvertieren zum Christentum keine wirkliche Lösung sei. Und dementsprechend macht Herzl in seinem Essay Der Judenstaat den Vorschlag, dass die Israeliten rund um die Welt in ihre angestammte Heimat (d.h. nach Palästina), woher sie früher vertrieben worden waren, zurückkehren sollten.

Herzl meinte, die Problematik der Israeliten sei nur auf nationaler Ebene zu lösen und nicht individuell. Er betonte, die Israeliten mögen nur dann allgemeine Anerkennung finden, wenn sie nicht mehr als normwidrige Mitglieder der jeweiligen Nation betrachtet werden. Er riet an, es sollen weltweit Spenden zur Gründung eines Fonds gesammelt werden, die im Besitz von den Aktieninhabern sein und sich für die politische Verwirklichung dieses Ziels betätigen würde. So ist die Zionistische Organisation entstanden, deren ersten Kongress im Jahre 1897 Theodor Herzl organisiert hatte und von der er dann später zum Präsidenten gewählt wurde. Herzls Redewendung, „wenn ihr wollt, ist es kein Märchen”, wurde später zum Motto der zionistischen Bewegug. Bevor er starb, erreichte er bei der türkischen Regierung noch, die Niederlassung der Israeliten in Palästina zu genehmigen, was schon derzeit Missfallen unter der arabischen Bevölkerung erregte. Nach Herzls Vorstellungen sei der Judenstaat ein neutrales, friedliebendes, säkularisiertes Land – ein Sozialstaat mit Modellcharakter, in dem das Idealbild des modernen und aufgeklärten Staates verwirklicht wird, wie er das dann auch in seinem Roman Altneuland (1902) beschieben hatte. Theodor Herzl starb im Jahre 1904 an Lungenentzündung und Herzinsuffizienz in Wien. Er wurde neben seinem Vater in Döbling bestattet. Seine sterblichen Überreste wurden im Jahre 1949 nach Israel gebracht. Er wurde am Herzl-Berg in Jerusalem zur ewigen Ruhe umgebettet.

Synagoge in der Dohány Straße
Budapest, VII. Dohány Str. 2.

Die Synagoge in der Dohány-Straße (deutsch: Tabakstraße) ist Europas größte Synagoge und, nach dem New Yorker Temple Emanu-El, der zweitgrößte jüdische Tempel auf der Welt. Sie wurde von Ludwig Förster, einem deutschem Architekten und Professor an der Wiener Akademie, im maurischen Stil entworfen. In seiner Abwesenheit nahm Bauleiter Ignaz Wechselmann sogar die Arbeit eines ungarischen Architekten in Anspruch: der innere Chor wurde von Friedrich Feszl, dem Architekten der Redoute, entworfen. Zur feierlichen Einweihung kam es am 6. September 1859. Innerlich hat die Synagoge 1200 Quadratmeter, wo nahezu dreitausend Personen – im Erdgeschoss 1497 Männer und an den Emporen 1472 Frauen – Platz haben. Das Langhaus ist 12 Meter breit, und der höchste Turm ist 44 Meter hoch. Die Synagoge wird vom neologen Judentum genutzt.

Infolge der Assimilation ungarischer Juden, was der Verbreitung der Neologie, einer spezifisch ungarischen Strömung im Judentum zu verdanken ist, vermischen sich Charakterzüge der christlichen Kirchen mit der hebräischen Tradition. Neben der Synagoge befindet sich heute das Jüdische Museum, und zwar in einem ehemaligen Mehrfamilienhaus, wo auch Theodor Herzl, Vater des Zionismus, geboren ist. Während des Jüdischen Sommerfestivals ist die Synagoge in der Dohány Str. das Zentralgebäude des Festivals, wobei in ihr mehrere Konzerte organisiert werden. In der Synagoge ist es möglich, sich nicht nur Klezmermusik anzuhören; der Franz Liszt Kammerchor hat schon mehrmals gemeinsam mit der Budapest Klezmer Band Konzerte gegeben.