Ungarisches Jüdisches Archiv

Zsidó levéltár

Die Sammlung und der Forschungsraum des Archivs ist im Gebäude der Synagoge in der Dohány Str. untergebracht. Die heutige Sammlung ist durch die Vereinigung mehrerer, getrennt gesammelter Archive im Jahre 1994 entstanden. Die erste Archivsammlung erfolgte Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, wobei die schriftlichen Materialien der jüdischen Gemeinden der sich entvölkernden Dörfern und Kleinstädten gesammelt wurden.

 Lange Zeit hatte die Stadt keine Juden in ihren Mauern geduldet. Das Verbot zum Einziehen wurde durch das Toleranzpatent Josephs II. aus dem Jahre 1783 aufgehoben. Zur Zeit wohnten schon vierzehn jüdische Familien in der unmittelbaren Nähe von Pest, im riesigen Mietshaus der Orczy-Baronen – und ihre Zahl nahm rasch zu. Die meisten zogen von der zur Zeit größten jüdischen Gemeinde, Altofen um, jedoch kamen viele auch von anderen Teilen des Habsburgerreiches, wie zum Beispiel aus Mähren und Galizien. Die Geschichte des Pester Judenviertels wird vom Archiv Ungarischer Juden mithilfe von zeitgemäßen Tagebüchern, Liebesbriefen, Anträgen und Genehmigungen wachgerufen. Als Teil der ständigen Ausstellung ist unter anderem ein Torawimpel vom 18. Jahrhundert (ein bei der Beschneidung der Knaben benutztes Wickelkissen; es wird in vier Teile geschnitten, zu einem Band zusammengenäht, festlich gestickt, und danach der Synagoge geschenkt), die alte Opferbüchse der Schatzkammer der Dohány-Synagoge und die seit 1914 funktionierende Mesuse von der koscheren Schlachtbank des Dezső Kővári zu sehen.

 Unter den Dokumenten des Archivs befindet sich die größte, online aufrufbare Erinnerungssammlung der Welt: www.degob.hu.

 Das Zentrum für Familienforschung ist ebenfalls unter Wesselényi Str. 7. zu finden. Bei der genealogischen Ahnenforschung stehen mehrsprachige Mitarbeiter zur Hilfe. Neben den bestehenden Festschriften der Gemeinden, jüdischen Matrikeln, Erhebungen, Listen von Holocaust-Opfern, Datenbanken von Friedhöfen bzw. ortsgeschichtlichen Veröffentlichungen sind auch Postkarten und Fotos von Synagogen, jüdischen Wohnhäusern und weiteren Sehenswürdigkeiten verfügbar.